„Können wir nicht endlich auch nen Insta-Account machen? – Das haben alle anderen Schulen doch auch…das ist voll cool! Und voll user-freundlich!“
Immer wieder werde ich als eine der Betreuerinen unseres gut funktionierenden, aktuellen und „gut laufenden“ Schülerblogs (einem der wenigen in Baden-Württemberg, die wirklich öffentlich sind) auf die Möglichkeit angesprochen, doch endlich auch in Social Media aktiv zu werden.
Auch unsere Schule braucht endlich einen Instagram-Account!
…meinen zumindest einige Schülerinnen und Schüler.
Und klar – machen wir uns nichts vor – fest jeder ab Klasse 6 hat „Insta“ auf dem Handy und nutzt es regelmäßig. Wie einfach wäre es, News und Infos auf diese Weise zu posten, zu teilen, zu kommentieren. Im Vergleich zu unserem Blog hätten wir womöglich traumhafte Nutzerzahlen (Wobei wir uns da auch beim Blog nicht beschweren dürfen – 1/5 der aktuellen Schülerzahl schaut offenbar täglich vorbei, bisweilen reichen die Zugriffe fast an das Doppelte der Schülerzahl).
Also – why not? Sollen wir nicht mal das Experiment wagen, endlich modern werden?
ÖHHHHH – NÖÖÖÖ!!!!
Warum nicht? Nun ja, dafür gibt es mehrere Gründe…(und nein, diesmal hat es nichts mit google zu tun;-) )
- Instagram gehört nämlich Facebook.
Facebook ist hinsichtlich Datenskandalen leider kein unbeschriebenes Blatt (Man lese nur meinen letzten Artikel zu den „Ladies-Apps…“meinen letzten Artikel zu den „Ladies-Apps…“).
Von allen Nutzern werden Profile erstellt, die im Zusammenhang mit weiteren im Internet befindlichen Daten recht einfach zu einem umfassenden Persönlichkeitsprofil zusammengeführt werden (können) und obendrein weiterverkauft werden. Hier obliegt einer Schule ganz klar die Aufgabe, Datenschutz von Schülern zu betreiben und nicht auch noch zu fördern, dass Schülerinnen und Schüler Instagram nutzen…!!! - Auftragsdatenverarbeitung.
Als Betreiber eines Schul-Blogs oder auch einer Schulhomepage muss ich mich strikt um die Einhaltung der DSGVO kümmern, die es zum Ziel hat, Nutzer zu schützen und Daten ja eben nicht weiterzugeben. Dementsprechend dürfen keine Daten wie IP-Adresse und Co gespeichert, geschweige denn weitergegeben werden. Dies ist nicht mit Instagram vereinbar, da hier meine Daten ausdrücklich gespeichert und verkauft werden.
Wen das genauer interessiert, der kann sich gerne hier schlau machen (allerdings NRW!) - Instagram ist zwar (ohne elterliche Zustimmung) ab 13, ABER:
Auf der Seite schau-hin.info wird nachvollziehbar erklärt, dass die DSGVO den besonderen Schutz von Kindern beinhaltet, weshalb ja viele soziale Netzwerke, Messenger usw. Ihre Datenschutzbestimmungen entsprechend angepasst haben. Bis zu einem Alter von 16 Jahren gilt diese Schutzbedürftigkeit, so dass bei jüngeren Usern eine Einverständniserklärung von Erziehungsberechtigten vorliegen muss. Das kümmert Instagram aber nur offensichtlich wenig, sie schreiben ein Mindestalter von 13 Jahren vor – ausdrückliche Einverständniserklärung von Eltern: Fehlanzeige…Bei der Anmeldung weist lediglich ein kleiner Satz darauf hin, dass die Einwilligung der Eltern bei unter 16-jährigen nötig ist.
Klar, dass man (gerade als Schule) das nicht unterstützt, oder? - Wir spalten die Schülerschaft und unterstützen Ausgrenzung
Gespalten würden Schüler in solche, die schon 16 sind und „Insta„ ganz offiziell auch ohne Einwilligung der Eltern nutzen dürfen UND ein Smartphone MIT Instagram besitzen und solche, die jünger sind, kein Smartphone besitzen oder keinen Instagram-Account haben. - „Alle haben Insta-Accounts“.
Wohl kaum! Diese Aussage stimmt erstens so nicht und zweitens muss man nicht alles haben, was andere haben (ohhh – ich höre meine Eltern aus mit sprechen…). Ist old-school, aber wahr.
Stattdessen könnte man ja mal überlegen, Alternativen auszuprobieren und so dem Quasi-Monopol Facebook etwas entgegenzusetzen.
Müssen wir alle wie die Schafe unserem „Hirten“ Marc Zuckerberg aus der Hand fressen? Man google einmal danach, wie es der Herr selbst mit der Privatsphäre hält – ganz im Gegensatz zu den Praktiken seines Unternehmens….
„Mann, wie langweilig, immer dieser doofe Datenschutz – der macht uns allen das Leben ja ach so schwer…dabei hab ich doch nichts zu verbergen…“ – wer jetzt so denken sollte, dem empfehle ich dringend, „Permanent Record“ von Edward Snowden zu lesen. Wer sich denkt – ohhh Gott, so ein dicker Wälzer, der beginne etwa bei Seite 200…
Eine Rezension darüber wird bald folgen!