“Digitalisierung“ – wohin man sich dreht und wendet, gerade im schulischen Bereich scheint geht ohne diesen Begriff wohl gar nichts mehr.
Ob der offenbar gewünschte, massive Einsatz digitaler Medien im Klassenzimmer dazu führt, dass wir Lehrer besser unterrichten und alle Schülerinnen und Schüler so viel intelligenter werden, darüber streiten sich renommierte Wissenschaftler aus vielen Bereichen, bislang ohne eindeutiges Ergebnis.
So lange setze ich digitale Medien eben ein, wie es mir selbst sinnvoll erscheint und wie es mir im Rahmen meiner Möglichkeiten möglich ist- vor der digitalen Wende sprach man hier von Methodenwechsel, der einen vernünftigen Unterricht ja ein ganzes Stück weit mit ausmacht.
Doch auch wir Lehrer werden zunehmend digitalisiert.
Das digitale Klassenbuch hat in vielen Schulen bereits Einzug gehalten. Ob es nun eingesetzt wird, um uns Lehrer besser kontrollieren zu können, oder um Fehl- und Zuspätkommzeiten von Schülern einfacher im Griff zu haben ist mir unklar.
Fakt ist – auch hier werden Daten preisgegeben. Viele Daten. Eigentlich alles, was gerade mein Lehrerleben an der Schule so ausmacht. – Wann ich in welcher Klasse bin, wann ich die Anwesenheit in der Klasse kontrolliere, welchen Stoff ich durchgenommen habe und an welchen Tagen ich selbst zu spät oder gar nicht erschienen bin.
Was mir als Klassenlehrer viellicht ach so praktisch erscheint – mit wenigen Klicks kann ich mir anzeigen lassen, welcher Schüler wie oft gefehlt hat, gilt gleiches natürlich auch für mich.
Ganz abgesehen von der Funktionalität, die bei hierzulande eingesetzten Klassenbuchprogrammen Raum nach oben lässt – muss ich das? Muss ich so überprüfbar sein? Wofür könnten derartige Daten verwendet werden? Wer kann derartige Daten überhaupt einsehen und verwenden?
Zeugt es nicht von einer Kultur des Misstrauens gegenüber Arbeitnehmern, wenn ihr Chef ein derartiges Programm einsetzt, um so vermeintlich überprüfen zu können, ob auch „richtig“ gearbeitet wird? Wäre nicht eine Vertrauenskultur angebracht?
Ganz abgesehen davon weiß ich nicht so recht, ob hier die Masse an Energie und digitalen Endgeräten, die benötigt wird, um das Tagebuch online zu führen nicht ohnehin die Ökobilanz der Produktion und dem handschriftlichen Beschreiben eines herkömmlichen Papiertagebuchs übersteigt.