#digital souveräne Schule – unbedingt!

#digital souveräne Schule – unbedingt!

Ich werde ja regelmäßig als „oldschool“ angesehen, wenn die Leute merken, dass ich kein Freund von WhatsApp, Instagram und Twitter bin. Dass ich aber jetzt auch noch gegen eine Verwendung von Office 365 an der Schule bin, das versteht keiner mehr.

Nun ja, statt WhatsApp nutze ich threema und Signal, statt twitter mastodon – da steigen die meisten aus – wer kennt das schon…???
Statt MS Office verwende ich Libre Office und ein Problem habe ich persönlich damit nicht – im Gegenteil – manches lässt sich damit sogar besser umsetzen als mit dem US-Konkurrenzprodukt.

Ich selbst besitze aber durchaus noch einen Windows-Rechner, ein Android-Handy und ein iPad. Microsoft, Google und Apple freuen sich also über meine Daten. Und das nur – das muss ich zugeben – weil ich zu bequem bin, Linux oder Lineage zu installieren und mich da einzufuchsen. Das kommt aber noch – ganz bestimmt!

Und warum, bitte, bin ich dann gegen eine Nutzung von Office 365 in der Schule?
Den Anstoß haben sicher die diesjährigen Big-Brother-Awards gegeben. Microsoft ging hier im Bereich Digitalisierung leer aus (wirklich merkwürdig – hatte die Firma es doch fast immer aufs Treppchen geschafft), stattdessen las ich den Namen der Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg, die den BigBrotherAward 2020 erhielt,
„weil sie wesentliche Dienste der Digitalen Bildungsplattform des Landes von Microsoft betreiben lassen will. Damit liefert sie die Daten und E-Mails von allen Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern Baden-Württembergs an das US-Unternehmen und die US-Geheimdienste aus.“ (bigbrotherawards.de)

Im Anschluss daran erläutert Frau Eisenmann, dass sie den Preis unrechtmäßig erhalten und man schlicht schlecht recherchiert habe (Stuttgarter Zeitung). Ein regelrechter Shitstorm entbrannte nun im Internet, in dessen Folge sich nun endlich mehr und mehr Menschen ind Organisationen des Problems von Microsoft an Schulen annahmen und was zu einer Reihe gründlich recherchierter und – wie ich finde – plausibel dargelegter Argumente GEGEN Microsoft an Schulen führte.
Der Artikel von medienkompetenz.team führt einige dieser Artikel zusammen und erläutert plausibel, wo genau die Kritik an Microsoft liegt und inwiefern Frau Dr. Eisenmann nicht wirklich auf die von Bigbrotheraward genannten Punkte eingeht.

Netzpolitik betitelt ihren Artikel Anfang November „Grobe Verletzungen datenschutzrechtlicher Vorschriften“ und zitiert O. Rosbach, einen Anwalt, der am Beispiel des Schulbetriebs von Office 365 in Bayern datenschutzverstöße aufzeigt.
In einem wunderbaren Artikel legt digitalcourage dar, dass das Land gar so weit geht, die Verantwortung an die Schulen selbst und deren Datenschutzbeauftragten abzugeben.

Ob eine datenschutzkonforme Nutzung von Office 365 an Schulen hierzulande überhaupt möglich ist, ist noch zu entscheiden. Das LfDI begleitet derzeit ein Pilotprojekt an einigen beruflichen Schulen, die eine spezielle Version des Programms testweise nutzen.

Als Schule sollte der Schutz der uns anvertrauten Schüler oberste Priorität haben. Dazu zählt auch der Schutz ihrer Daten. So muss ich als Lehrkraft beispielsweise Notenlisten auf meinem Rechner verschlüsselt aufbewahren. Damit nur ja keiner an diese sensiblen Daten rankommt.

Dummerweise ist Microsoft jedoch eine der großen Datenkraken. Die sammeln so ziemlich alles, was sie können.
Offensichtlich. Dass der Patriot-Act im Juli 2020 gekippt wurde, macht das ja nicht besser…
Genau das wird auch vom Philologenverband BW festgestellt:
„Der LfDI stellt selbst fest, dass die von Microsoft in Aussicht gestellten Regelungen die Transferproblematik in die USA nicht generell lösen. Im Gegenteil: Zunächst einmal bedeuten die Zusagen von Microsoft vor allem das Eingeständnis, dass der US-Cloud-Act mit der DSGVO unvereinbar ist und bleibt. Vage Zusagen reichen bei weitem nicht, um die MS-Schulcloud datenschutzkonform zu betreiben.“ (PhV-bw.de)
Der Vorsitzende des Philologenverbandes , Ralf Scholl, spricht auch endlich einmal das Problem einer digital souveränen Schule an. Was – wenn die uns mal den Hahn „abdrehen“?  Dass das durchaus zu einer Panik bei den Usern führen kann, hat man im Falle von Google und Huawei ja erleben dürfen…Außerdem: Haben die uns dann „in der Hand“?
Sollten nicht gerade Schulen auch Vorbilder sein im Umgang mit Daten und Datenschutz? – Und da fällt dem Land nichts anderes ein, als einen der großen Datensammler ins Boot zu holen?
Und das, obwohl es durchaus andere Lösungen gibt, die auch genutzt werden und vielfach erprobt sind?
Nein, moodle ist nicht schlecht, BBB nicht „schlechter“ als Teams und die vielfältigen Funktionalitäten einer Nextcloud böten einen reichen Schatz an nutzbaren digitalen Ressourcen.

Zuletzt ein Lichtblick: Etliche Verbände und Unternehmen hier in BW haben sich zusammengeschlossen und eine gemeinsame Stellungnahme verfasst. „Die unterzeichnenden Organisationen  (…)  appellieren an die Landesregierung, stattdessen auf die Nutzung und den weiteren Ausbau vorhandener und in zahlreichen Belangen vorteilhafterer Open-Source-Lösungen für den digitalen Unterricht der Schulen zu setzen.“ (https://unsere-digitale.schule/)

Jetzt bleibt, zu hoffen, dass all dieser Widerstand etwas bewirkt – im Sinne des konstruktiven, gemeinsamen Aufbaus moderner, datenschutzmäßig unbedenklicher Möglichkeiten für digitales Unterrichten.

 

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